Smart Home und Hausautomation ist in Deutschland in aller Munde. Wirklich? Offensichtlich nicht, wie zahlreiche Studien belegen.

Aktuell explodiert der Markt mit neuen Gadgets rum um das Thema Smart Home und Hausautomation. Von steuerbaren Lampen über Heizungssteuerung, Videoüberwachung und Gebäudeschutz bis hin zu Beschattung und Wetterstationen gibt es unzählige Lösungen von unterschiedlichen Anbietern. Verschiedene Technologien kommen zum Einsatz, jede mit einer eigenen App und oft auch mit eigenen Cloud-basierten Diensten. Kann das die Zukunft sein? Soll das die Zukunft sein?

So ist es kein Wunder, dass die Deutschen dem Thema Smart Home und Hausautomation skeptisch gegenüber sind. Welches System soll ich nehmen? Gibt es dieses System in Zukunft noch? Setze ich womöglich auf veraltete Technologie? Fragen über Fragen, die kaum ein Experte beantworten kann.

Aus meiner Sicht sollten die Systeme alle miteinander kompatibel sein. Ansätze wie z. B. FHEM, Apple HomeKit oder Somfy TaHoma gehen in die richtige Richtung. Denn sie versuchen verschiedene Systeme unter einen Hut zu bringen und die proprietären Insel-Lösungen aufzubrechen.

Aber warum ist das so? Ein Blick in aktuelle Studien gibt Antworten.

Smart Home Monitor 2016 zeigt ernüchterndes Ergebnis

In einer repräsentativen Befragung zum Status Quo unter 1017 befragten Deutschen kommt das Martkforschungsinstitut Dr. geiger & Cie zu dem Ergebnis, dass ca. 30 Prozent der Deutschen bereits Nutzer von Smart Home Lösungen sind. Für das Thema interessieren sich ca. 50 Prozent und 20 Prozent stehen dem Thema ablehnen gegenüber. Von den knapp 30 Prozent der Nutzer setzen 91,6 Prozent Smart Home Technologien für Energiemanagement ein, 89,6 Prozent für Entertainment & Kommunikation, 52,8 Prozent für Gebäude- und Wohnungssicherheit, 44,1 Prozent für Hausautomation & Komfort und 15,4 Prozent für Gesundheit und Ambient Assistet Living (AAL).

In dieser Studie – jedenfalls in der öffentlich zugänglichen Fassung – geht leider nicht hervor, was das Institut unter Energiemanagement oder Entertainment versteht. Vielleicht ein Smart TV? Meiner Meinung nach hätte das wenig mit Smart Home zu tun.

Interessant wird es bei den Zahlen zur Nutzung von Hausautomation & Komfort: Setzt man diese 44,1 Prozent in Zusammenhang zur Grundgesamtheit, folgt daraus ein ernüchterndes Ergebnis für die aktuelle Nutzung der Hausautomation von mageren 13 Prozent.

Quelle: Dr. Geiger und Cie Marktforschung - https://www.grieger-cie.de/smarthome.html

Quelle: Dr. Geiger und Cie Marktforschung – https://www.grieger-cie.de/smarthome.html

Als Informationsquelle nutzen 87 Prozent das Internet generell. Dann folgt eine große Lücke. Als nächstes werden mit 25 Prozent die Internetseite eines Energieanbieters, mit 23 Prozent der Elektroinstallateur/Handwerker und mit 23 Prozent Fachzeitschriften genannt. Alle weiteren Informationsquellen liegen darunter.

Interesse bei den Deutschen immer noch gering

Wie die obige Studie zeigt, sind knapp die Hälfte der Deutschen an Smart Home Technologien interessiert. Ein Zustand, der sich seit dem letzten Jahr nicht gravierend geändert hat. Denn nach einer Studie von LSP Digital im März/April 2015 haben 48 Prozent der insgesamt 5046 Befragten ein Interesse an dem Thema Smart Home bekundet. Ein Zuwachs von nur 2 Prozentpunkten konnte die Studie von Dr. Geiger und Cie im Jahr 2016 verzeichnen. Nur eine Minderheit der befragten Personen mit Interesse an Thema Smart Home nutzt diese Technologien auch aktiv. Zu den häufigsten Anwendungen zählen die (Fern-)Steuerung von Licht (6 Prozent) oder Geräten zur Heizungssteuerung (5 Prozent). Auch hier kein nennenswerter Anstieg, wenn man die beiden Studien miteinander vergleicht.

Doch woran liegt diese Zurückhaltung?

Quelle: statista_com – https://de.statista.com/infografik/3584/smart-home-interesse-und-nutzung-in-deutschland/

Quelle: statista_com – https://de.statista.com/infografik/3584/smart-home-interesse-und-nutzung-in-deutschland/

Was sind die Gründe dafür?

Laut der Studie „Die Vermessung des digitalen Konsumenten“ von LSP Digital nennen knapp 60 Prozent der an Smart Home Technologie Interessierten „Energieeinsparung“ und knapp die Hälfte „Einbruchsicherheit“ als einen der wichtigsten Nutzen, doch dem gegenüber stehen die „Sorge um Privatsphäre“ (35%) und „Angst vor Hacker-Angriffen“ (24%) der nicht an Smart Home Interessierten. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die teuren Geräte (33%). Darüber hinaus gaben 44 Prozent der Befragten an, dass Smart Home Geräte verschiedener Hersteller zusammen nicht funktionieren würden.

Quelle: Statista_com – https://de.statista.com/infografik/3718/pro-und-contra-smart-home/

Quelle: Statista_com – https://de.statista.com/infografik/3718/pro-und-contra-smart-home/

Eine weitere Studie zur Bekanntheit der Begriffe Smart Home, Connected Home oder Heimvernetzung in Deutschland hat 2015 ergeben, dass Rund 34 Prozent der Befragten von diesen Begriffen bisher noch nicht gehört oder gelesen haben.

Wie wird sich der Markt entwickeln?

Die Zahl der deutschen Haushalte mit Smart Home Technologien wird bis 2020 laut Statista Digital Market Outlook (DMO) von gegenwärtig 300.000 auf 2,4 Millionen Haushalte steigen. Damit bleibt der deutsche Markt  angesichts der Gesamtzahl von über 40 Millionen Haushalten mit ca. 6 Prozent Abdeckung recht überschaubar. Deutlich weiter ist die Heimvernetzung beispielsweise in den USA, wo dem DMO zufolge bis 2020 rund 18,6 Prozent aller Haushalte Smart Homes sein werden.

Quelle: Statista_com – https://de.statista.com/infografik/3910/smart-home-prognose-fuer-ausgewaehlte-maerkte/

Quelle: Statista_com – https://de.statista.com/infografik/3910/smart-home-prognose-fuer-ausgewaehlte-maerkte/

Fazit

In Deutschland ist bis auf Weiteres kein nennenswerter Durchbruch im Bereich Smart Home zu verzeichnen und bleibt eher den technik-affinen Personen vorbehalten. Insbesondere die Sorge um die Privatsphäre und die teuren Anschaffungskosten sind Gründe warum sich die Deutschen diese Technologien nicht anschaffen werden. Schaut man sich den aktuellen Markt an, so ist dies auch kein Wunder, denn jeder Hardware- oder Systemanbieter hat seine Produkte eng mit einer eigenen Cloud-Lösung verbunden. Entweder zum Speichern der Daten (z. B. Videoaufnahmen) oder zum Steuern von Aktoren. Ein offenen System – wie z. B. FHEM – bleibt aus meiner Sicht somit die einzige Lösung alle Produkte unter einen Hut zubekommen. Der Nachteil: es erfordert ein hohes Verständnis für die Einrichtung.

Was meinst Du? Wie wird sich der Markt entwickeln? Welches System bzw. welche Technologie wird sich durchsetzen?